Das Energiewende-Monitoring des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie soll Anfang September öffentlich werden. Schon jetzt ist klar: Es geht um weit mehr als technische Detailfragen. Die politischen Ableitungen beeinflussen Deutschlands wirtschaftliche, technologische und soziale Zukunft.

Als Stiftung Klimaneutralität ordnen wir vorab die wichtigsten Erkenntnisse und Daten rund um das Monitoring ein. In unserem Gutachten „Acht strategische Dimensionen zur Zukunft Deutschlands“ führen wir den aktuellen Stand an Studien und Erkenntnissen zusammen und ergänzen ihn um Berechnungen, die Prognos in unserem Auftrag erstellt hat. Unser Ziel ist, eine faktenbasierte Grundlage für die politische Debatte zu schaffen. Das Papier ist hier abrufbar: https://www.stiftung-klima.de/app/uploads/2025/08/SKN_Paper_Energiewende_Monitoring_k1.pdf

Acht strategische Dimensionen im Überblick

Unsere Analyse identifiziert acht zentrale Dimensionen, die bei der Bewertung des Monitorings berücksichtigt werden sollten:

 

  1. Klimaneutralität 2045 als Grundlage: Alle Maßnahmen müssen die Erreichung der gesetzlich verankerten Klimaziele ermöglichen.
  2. Elektrifizierung von Wärme und Verkehr wird kommen: Trotz Verzögerungen und weniger Strombedarf in 2030 kommt der Hochlauf – das System muss darauf vorbereitet sein.
  3. Industrielle und digitale Wertschöpfung: Der Strombedarf muss sich aus dem wirtschaftspolitischen Zielbild der Bundesregierung ableiten – einschließlich digitaler Souveränität. Es ergeben sich beispielsweise neue Bedarfe für KI-Rechenzentren.
  4. Erneuerbare senken Stromkosten: Ambitionierter EE-Ausbau führt zu niedrigeren, nicht höheren Strompreisen.
  5. System statt EE-Ausbau bremsen: Erhebliche Systemkosten von rund 200 Milliarden Euro können durch smartere Planung gesenkt werden, ohne EE-Ziele zu reduzieren.
  6. Flexibilität der Stromnachfrage: Mehr Anreize und technische Voraussetzungen für Flexibilität sind der kostengünstigste Weg zu niedrigeren Systemkosten.
  7. Technologieoffener Kapazitätsmarkt: Wettbewerb zwischen verschiedenen Flexibilitätsoptionen minimiert die Kosten für die Sicherung der notwendigen regelbaren Leistung.
  8. Wasserstoff differenziert betrachten: Wir werden absehbar weniger Wasserstoff produzieren als prognostiziert. Aber Import- und Resilienz-Aspekte müssen ausbalanciert werden.

Was bedeutet das für den Umgang mit dem Energiewende-Monitoring?

Eine zukunftssichere Energiepolitik unter Einhaltung der Klimaziele bedeutet nicht, das Ambitionsniveau beim Ausbau von Erneuerbaren abzusenken. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn Deutschland auch in Zukunft ein wirtschaftlich starkes, wohlhabendes und sozial gerechtes Land sein soll, braucht es günstige Energiepreise. Das gelingt vor allem durch einen weiteren Hochlauf der Erneuerbaren und die Elektrifizierung aller Sektoren.

 

Gleichzeitig gibt es dringenden Handlungsbedarf, den die Bundesregierung adressieren sollte. Das Einsparpotential liegt in der Flexibilisierung und Kosteneffizienz beim Netzausbau. In unserem Papier wurden dafür konkrete Maßnahmen vorgeschlagen. Dahin sollten die politischen Anstrengungen gelenkt werden.